Hat Corona deine Kreativität beeinflusst?


Wie haben die 21 Shutdown-Tage sich auf deine Stimmung ausgewirkt, hat sie sich mit der Zeit
 verändert und wie hast du dich damit im Alltag oder künstlerisch auseinandergesetzt?


Wie geht es dir jetzt damit oder auch rückblickend?



Laura Rentz



"In der Isolationszeit war ich sehr irritiert, da auf ein Mal alles anders war. Die ersten Tage war ich noch entspannt und belustigt, was jedoch schnell in eine Deprimiertheit und Blockiertheit überging. Ich konnte mich nicht richtig auf einen künstlerischen Prozess einlassen und musste mich erst in diesen neuen Alltag hineinfinden. Um kreativ zu werden fehlte mir am Anfang der Kontakt mit anderen kreativen Menschen und auch Input und Inspiration von außen sehr.

Langsam merkte ich jedoch, dass der ganze Frust über die Situation, aus der es keinen Ausweg gab, auch eine positive Seite hatte. Ich konnte aus diesen negativen Erfahrungen Energie schöpfen und meiner Kreativität neuen Schwung geben. Körperlich und sozial war ich immer noch sehr angestrengt, aber meine künstlerischen Arbeiten haben hier einen neuen Schwung erlebt. Aus dem Mangel an Kontakt nach außen entstanden Arbeiten, die sich ganz mit mir, meinen eigenen Emotionen und meinem persönlichen Empfinden der Krise beschäftigten.
Rückblickend und mit Distanz betrachtet eine wirklich spannende Zeit, die mich sehr weiter gebracht hat. Aber auch sehr kräftezehrend war durch das Fehlen vieler Kraftquellen."

 Amersa Groetzner


"Ja, zu Beginn des Lock-Downs und der Unsicherheit und Umstellung, mit der wir alle erst mal zu kämpfen hatten, konnte ich mich nur sehr schlecht kreativ entfalten. Ich war emotional oft sehr aufgewühlt und die Zeit verging unglaublich schnell. Natürlich habe ich
mich in meine Wohnung gesetzt und versucht da weiter zu machen, wo ich in meinem Atelier in Alfter angehört habe zu arbeiten, doch das war einfach nicht möglich, was mich natürlich zusätzlich frustriert hat.

Im allgemeinen war meine Stimmung während der Zeit nicht schlecht, ich fand es interessant mich mit der neuen Situation auseinanderzusetzen und zu schauen, was nun passiert, es gibt da ein Syndrom, dass Menschen sich besser fühlen, wenn die Situation um sie herum dramatisch wird, ich denke zum Teil trifft da auf mich zu. Ein „Tief“ bekam ich erst nach den 21 Tagen, wo die Situation sozusagen langsam „Normalität“ wurde und auch die 21 Days Challenge beendet war. Das Thema „Corona“ mit meiner Kunst zu verbinden, hat nicht besonders gut geklappt, weil es für mich als Thema einfach zu allgegenwärtig war.

Nach einiger Zeit begann ich mich dann ausschließlich dem Schreiben von Geschichten zu widmen, was früher eher etwas war was ich nebenbei gemacht habe. Durch das Schreiben, konnte ich in „andere Welten“ abdriften und mich so trotz der Einschränkungen in meinem Kopf frei bewegen.

Ich schreibe immer noch und freue mich, dass ich es durch diese Zeit geschafft habe wirklich in den „Schreib- Flow“ gekommen zu sein und hoffe ich schaffe es dieses Jahr noch mein Buch fertigzustellen. Persönlich geht es mir gut, Es belastet mich nur, dass ich meine Familie in den USA nicht besuchen kann und sie auch nicht nach Deutschland kommen können."


 Alexandra Knieps                   


"CORONA- Zeitenwende. Es wechselt die Zeit. Eine neue Zeit bricht an. Wo führt es uns hin? Corona ist die Challenge für die, die nicht Aufgeben. Eine Gratulation zum Einfachen und Beharrlichen…Ich schätze den Moment, als Chance für Neues."




  Lara Dabbous


"Und ob! Ich habe gemerkt, dass wenn ich den ganzen Tag zu Hause sitze, ich keine Motivation finde kreativ zu sein. Mein Wohnzimmer war mein Atelier, doch normalerweise gehe ich in mein Wohnzimmer um mir etwas zu Essen zu machen oder fern zu sehen, nicht um etwas kreatives zu gestalten. Es ist mir unglaublich schwer gefallen in diesem Umfeld zu arbeiten und mit der inneren Spannung, erzeugt durch die ganzen Folgen des Coronavirus, wirklich all meine Ressourcen auszuschöpfen.

Die Tage haben sich so lange angefühlt, dass ich anfangs von Frustration über Wut über Angst und Langeweile ziemlich viele Emotionen am Tag durchlaufen bin. Mit der Zeit hat sich die Angst gelegt und aus Langeweile ist Kreativität entsprungen. Doch es hat wirklich
sehr viel Zeit gebraucht, bis ich an dem Punkt war. In den 21 Tagen hatte ich plötzlich eine Aufgabe und die hat mir geholfen kreativ zu werden, da ich endlich einen Anhaltspunkt hatte. Ein Wort am Tag. Ein Bild am Tag. Wieder Struktur in den Alltag bringen. Ich hatte endlich wieder das Gefühl etwas am Tag geschafft zu haben wodurch die Frustration oder Wut in den Hintergrund rückten und ich mehr auf das Positive konzentrieren konnte.

Rückblickend kann ich sagen, dass ich eigentlich die Zeit irgendwie auch genossen habe. Klar, der innere Stress durch Corona war da und unangenehm, aber es gab nichts was gemacht werden musste. Man hatte Zeit für Dinge, für die man vielleicht sonst wenig oder keine Zeit hat. Jetzt, wo der Alltag wieder Form annimmt, merke ich, dass mir der Lockdown und die Auseinandersetzung mit mir selbst und wie ich damit umgehe, viel über meine Kreativität und mein künstlerisches Arbeiten beigebracht hat."

Julia Escher



“Dadurch, dass wir nicht ins Atelier konnten, war ich mit mir und meinen
künstlerischen Impulsen für mich. Ich konnte mich selbst besser wahrnehmen und dem folgen, was mir begegnete, und ich hatte das Gefühl, intensiver zu spüren. Dabei habe ich mit verschiedenen, auch alltäglichen, Materialien gearbeitet und mit Kreativität, also damit, Dinge zu verknüpfen und Gemeinsamkeiten oder Widersprüche zu finden. Das wollte ich schon die ganze Zeit mal machen und durch den Shutdown konnte ich mich ganz darauf einlassen.

Die Zeit hat mir insgesamt viel Ruhe und Konzentration gebracht, ich konnte meinen
Fokus leichter setzen. Das ewige Gerenne und Gehetze schien mir tatsächlich auf einmal sehr absurd und jederzeit auflösbar. Selbstverständlichkeiten wurden plötzlich als zufällige
Konstrukte enttarnt, das fand ich spannend. Und dasselbe kann Kunst ja auch, wenn es
Dinge in einen anderen Bezug stellt. Ich glaube, das habe ich in meiner künstlerischen
Auseinandersetzung auch gemacht.

Rückblickend finde ich es erstaunlich, wie schnell sich Sichtweisen und Gefühle zu
Worten verändern. Es kamen neue Begriffe auf oder wurden neu belegt, wie
beispielsweise ‚systemrelevant‘ oder ‚Aerosol‘ und auch weitere der 21 Begriffe, die wir in
unserer Challenge hatten. Mein Verständnis von diesen Worten hat sich immer wieder verändert, auch je nachdem, wie viel ich darüber wusste. Wenn ich jetzt zurückblicke, sehe ich sie als Zeichen für ein Gefühl oder auch einen Wissensstand zu einer gegebenen Zeit. Schon ein paar Tage oder Wochen später fühlten sie sich manchmal gar nicht mehr
passend an.“

Sophie Olligschläger



"Nein, eigentlich nicht. Kreativität hängt bei mir sehr stark von meinem Gefühlszustand und der Tageszeit ab. Je stärker ich mich selbst fühle und je später der Abend ist, desto
größer ist meine Motivation und mein Ideenreichtum. Obwohl Corona und die Gesamtsituation
natürlich nicht unbemerkt an mir vorbeigehen, so fühlte ich mich bis jetzt zu keinem Zeitpunkt so extrem positiv oder negativ durch Corona beeinflusst, als dass es meine Kreativität beflügelt oder ausgebremst hätte."


Linda Golabi



"Für mich war die radikale
Umstellung anfangs angenehm und der augenscheinliche Stillstand entschleunigend. 
Im Laufe der Zeit versuchte ich meinen Fokus mit der
Kreativität nach innen zu richten und mir selbst neue Aufgaben zu stellen. Das war herrausfordend und spanned.
Am Ende des Semesters war ich jedoch ziemlich strapaziert, vorallem körperlich. Der digitale Input war wahnsinnig, ich starrte täglich mehrere Stunden in virtuelle verpixelte Räume. Diese Art der Kommunikation und des studierens, brachte eine gruselige Leere mit sich.  Der damit einhergehende Entzug von sozialen Kontakten und Austausch war prägend. Es gab schattige und sonnige Seiten in dieser Veränderung. Rückblickend schaue ich auf die vergangende sehr intensive Zeit und bin immernoch irritiert. 
Es hat Spuren hinterlassen und Einiges in mir bewegt - ja und es bewegt sich noch weiterhin."

Michelle Suck



"Ja, Corona hat sich in dem Maße auf meine Kreativität ausgewirkt, dass ich sie mehr im Alltag ausgelebt habe und mit einbringen konnte. 
Die Zeit lief während des Lockdowns anders ab und seltsamerweise wanderte mein Fokus - nun, da die Welt in der ich mich bewegte kleiner wurde - nach draußen. Ich nahm meine direkte Umwelt intensiver und verbundener war, kam ins Beobachten und interessierte mich auf einmal für die kleinen Zusammenhänge, Ameisen, den Sonnenstand und all die kleinen Einzelheizen in meinem Alltag. So begann ich meine Umwelt mehr zu gestalten und erlebte nun jene Freiheit und Freude im machen, wie beim Garten gestalten und Kuchen backen, wie ich sie sonst beim Malen erlebe."

Undine Sugge



"Es war eine spannende Zeit, plötzlich waren alle aus der WG Zuhause und hatten Zeit, es entstanden viele gemeinsame Aktionen und Projekte. Alle waren in der gleichen Situation und haben sich gegenseitig unterstützt, das war ein starkes
Gemeinschaftsgefühl!
Insgesamt habe ich viel weniger gearbeitet als normalerweise.
Ich hab die Zeit rückblickend als sehr erholsam und entschleunigend wahrgenommen"

Laura Rentz

Amersa Groetzner

Alexandra Knieps

Lara Dabbous

Julia Escher

Sophie Olligschläger

Linda Golabi

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Michelle Suck

Undine Sugge